708 junge Berufsleute haben ihren Abschluss in der Tasche

Händeschütteln und Applaus im Akkord. In der Briger Simplonhalle stand am Samstag die Oberwalliser Lehrabschlussfeier an.

Ein Mix von Freude, Stolz und Nervosität liegt in der Luft. Man umarmt sich, es werden Hände geschüttelt. Und immer wieder sind «Bravo» und «Gratulation» zu hören. Hunderte junge, schick gekleidete Leute versammeln sich vor der Briger Simplonhalle. Sie alle warten auf den einen Moment. Auf den Moment, wo sie auf die Bühne treten, ihr Name aufgerufen wird und sie ihr Diplom in den Händen halten.

614 junge Leute erhielten am Samstag ihr Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ihr Eidgenössisches Berufsattest (EBA). Weitere 94 feierten ihre Berufsmaturität. Unter ihnen sind Informatiker, Automobil-Mechatroniker, Chemie- und Pharmapraktiker, Detailhandels-Fachleute oder Fachleute Gesundheit. Die Liste an Berufen ist lang. Die Lehrabgänger stammen von der Berufsfachschule Oberwallis (BFO), der Oberwalliser Mittelschule St. Ursula, der Sportschule des Kollegiums Spiritus Sanctus sowie von ausserkantonalen Berufsfachschulen.

Dienstchefin: Fachkräftemangel spürt jede Branche

Viel Freude ist an diesem Tag auch bei Tanja Fux auszumachen. Die Chefin der Dienststelle für Berufsbildung schüttelt inmitten der Diplomanden und ihrer Angehörigen schon vor der eigentlichen Feier etliche Hände. Sie sagt: «Diese jungen Leute können auf das Erreichte stolz sein. Sie sollen den heutigen Tag in vollen Zügen geniessen.» Fux wünscht sich, dass die Diplomanden an ihren Träumen festhalten und sich stetig weiterentwickeln.

Die diesjährige Anzahl an Lehrabgängern im Oberwallis liege in etwa auf demselben Niveau wie in den Jahren davor, so Fux weiter. Gleiches gelte für deren Verteilung in den Branchen. Es gebe in diesem Abschlussjahr keine besondere Überraschung. Geblieben ist denn auch eine altbekannte Problematik. Fux: «Grundsätzlich kann man sagen, dass sich jede Branche mehr junge Berufsleute wünscht. Wir verzeichnen heute fast überall einen Fachkräftemangel.»

Stärker unter Druck stünden etwa das Baugewerbe oder die Gastronomie. Dabei gebe es auch in diesen Branchen attraktive Berufe. Doch das müsse so auch vermittelt werden, so Fux. Nach wie vor sehr beliebt sei bei jungen Leuten die Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann – also das klassische KV.

Angst, keine Stelle zu finden, muss von den über 700 neuen Berufsleuten in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage im Oberwallis wohl niemand haben. So weiss auch Fux: «Diese Lehrabgänger sind sehr gesucht im Markt.»

Staatsrat: Berufsbildung ist von zentraler Bedeutung

Neben Dienstchefin Fux gibt kurz darauf auch Pierre-Yves Zanella den neuen, jungen Berufsleuten eine Botschaft mit. Der Direktor der Berufsfachschule Oberwallis widmet seine Ansprache der Kleiderfrage für die Diplomfeier. Kurz zusammengefasst: Das passende Outfit habe viel mit Identität zu tun. Und auch der Beruf trage zur Identität bei. Wer einen Beruf erlerne, ziehe sich allmählich ein Kleid an, welches er dafür brauche. Zanella: «Tragt euren Beruf so, wie ihr eure persönliche Robe trägt: mit Freude und Stolz.»

Auch Staatsrat und Bildungsminister Christophe Darbellay spricht in der rappelvollen Simplonhalle zu den Diplomanden und ihren Familien. «Die Berufsbildung ist das Herzstück des Schweizer Bildungssystems», so Darbellay. Circa zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz würden nach der obligatorischen Schule den Weg einer beruflichen Grundbildung einschlagen.

Darbellay kommt auch kurz auf die Strafzölle zu sprechen, die US-Präsident Trump der Schweiz auferlegt hat. Vor diesen müsse man sich nicht fürchten. Die Schweizer Wirtschaft sei robust. Und dies sei nicht zuletzt dem hiesigen Bildungssystem zu verdanken. Darbellay zu den Diplomanden: «Ihr seid für die Wirtschaft qualifiziert. Und genau das macht die Schweiz so stark.»

Nach den Worten des Staatsrats beginnt das, worauf alle in der Briger Simplonhalle warten: das Schaulaufen. Beruf für Beruf, Gruppe für Gruppe, betritt die Bühne. Von jedem Diplomanden wird Name und Vorname vorgetragen. Und jeder bekommt Applaus. Das Diplom ist im Sack. Für die 708 jungen Berufsleute beginnt nun ein weiterer Lebensabschnitt.

Im Unterwallis fand die Lehrabschlussfeier vor genau einer Woche statt. In Martinach durften rund 2200 junge Menschen ihre Diplome entgegennehmen.

Quelle: pomona.ch

Fotos der Lehrabschlussfeiern finden Sie in unserer Fotogalerie.

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