22 angehende Schreinerinnen und Schreiner der Abschlussklasse der Berufsschule Brig standen vor einer Aufgabe, welche sich mit Google nicht lösen liess: Im Rahmen eines Wettbewerbs, der Valrando in Zusammenarbeit mit der Berufsschule lancierte, wurden sie aufgefordert, einen Wasserwächter zu bauen. Ohne ihnen zu nahe treten zu wollen – die Mehrzahl unter ihnen wusste vor einem Jahr noch nichts von ihrer Existenz.
Es sind zwar noch Einzelne in unserem Kanton in Betrieb, aber sie sind so dünn gesät, dass man ihnen nicht alle Tage über den Weg läuft. Es musste praktisch etwas neu erfunden werden. Begleitet wurden sie dabei von Ihren Fachlehrern und den Lehrbetrieben.
Der Wasserwächter, auch Suonenhammer oder Schlegel genannt, ist ein einfaches aber wichtiges Element, welches anzeigt, ob in den Suonen noch Wasser fliesst. Er besteht aus einem Wasserrad, das in der Wasserfuhre angetrieben wird und einen Hammer in regelmässigen Abständen auf einen metallenen Untergrund schlagen lässt. Der Ton ist über weite Strecken zu hören. Das Verstummen des dumpfen Schlagens ist ein Zeichen, dass der Wasserfluss unterbrochen ist. In Zeiten unserer Väter erwies er sich als äusserst hilfreich und lange bevor das Wasser im Dorf versiegte, war man alarmiert.
Eine Exkursion zum kantonalen Suonenmuseum in Botyre inspirierte die jungen Leute. Es folgten Diskussionen, Skizzen und Modelle. In sieben Gruppen wagten sie sich an die nicht alltägliche Aufgabe. Aus einem guten Dutzend an Suonen konnten sie auslesen: Die Trusera, die Untere Brigeri, die Stägeru Süe, die Brunneri, die Niwa die Ägischer Wasserleitu und das Niwärch kamen zum Zug. Vor Ort wurde Mass genommen, damit die Werke später auch optimal ihre Funktion erfüllen können.
Die Endresultate lassen sich sehen: Sieben Werke, unterschiedlicher könnten sie nicht sein, sind im Simplon Center in Glis ausgestellt. Einige von ihnen sind mit örtlichen Bauten der künftigen Standortgemeinde geschmückt und man sieht auf den ersten Blick, da sich da jemand echt Mühe gegeben hat.
Die Beurteilung fiel der sechsköpfigen Fachjury nicht einfach. Die fünf Hauptkriterien Originalität, Funktion, Materialwahl, Proportionen und Ausführqualität wurden dabei berücksichtigt.
Als Siegergruppe gingen schliesslich die Wächterbauer der Stägeru Süe mit den Mitgliedern Janis Amacker, Sebastian Bischoff, Sebastian Huber, Isabel Imhof und Petra Kalbermatter hervor. Ihnen auf den Fersen war die Truppe, welche sich an die Trusera wagte mit Luca Marti, Sebastian Carlen und Aswin Gloor. Auf dem dritten Platz setzte sich das Werk von Lukas Anthamatten und Marco Gsponer durch, welches für das Niwärch bestimmt ist. (Die Bilder der Ausgezeichneten finden Sie in unserer Fotogalerie.)
Die Wasserwächter sind noch bis zum 4. Mai im Simplon Center in Brig ausgestellt. Danach werden sie an ihrem Bestimmungsort eingebaut. Mögen sie in den kommenden Jahrzehnten ihrer Aufgabe gerecht werden.
Wieso lancierte Valrando diesen Wettbewerb?
Valrando ist der Walliser Wanderwegverein, welcher den Schweizer Wanderwegen seit 80 Jahren angegliedert ist. Suonenwanderungen erfreuen sich einer grossen Beliebtheit. Sie gehören zu den USP unseres Kantons.
Der Wettbewerb soll zum Erhalt der Suonen beitragen, welche in unserer hektischen Welt häufig in Vergessenheit geraten. Dem gegenüber stehen heute Überlegungen im Raum, dass diese Relikte, welche teilweise aus dem Mittelalter stammen, im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine neue, wichtige Rolle einnehmen können. Was liegt da näher, als diese Konstruktionen und das Wissen an künftige Generationen weiterzugeben.
«Wir schätzen uns glücklich, der Jugend auf diese Weise unsere Walliser Kultur näher zu bringen und damit gleichzeitig die jungen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen», bekräftigt Stephan Schmidt von Valrando, der auch die Idee zum Vorhaben einbrachte.
Finanziell unterstützt wurde der Wettbewerb von der EnAlpin AG und von der Mobiliar-Versicherung.